Aufruf 2025

Feministisch Kämpfen – Solidarisch durch harte Zeiten

Wie gerne würden wir am 8. März einen entspannten Tag verbringen und uns über die Errungenschaften feministischer Bewegungen freuen. Stattdessen bleibt die Notwendigkeit zum feministischen Kampftag aufzurufen. Denn wir sind mit Angriffen von Konservativen, rechten Kräften und der sogenannten Mitte konfrontiert und müssen die Rechte von FLINT*A Personen verteidigen.

Wir sind wütend! Die Stimmung in diesem Land macht uns Angst: Faschistische, patriarchale, antisemitische und rassistische Hetze nehmen zu und bleiben immer mehr unwidersprochen. Dabei zeichnet sich der gerade geführte Wahlkampf vor allem durch Hetze auf Kosten von marginalisierten Menschen aus. In der sogenannten Migrationsdebatte wird aktuell besonders deutlich, wie leicht die Entmenschlichung der vermeintlich „Anderen“ fällt und zur gesellschaftlichen Norm wird.

Parteiübergreifend wird nationalistisches Denken gepredigt und umgesetzt. Fluchtursachen, wie Klimaveränderung, Armut, Hunger, Krieg und Gewalt, die maßgeblich durch westliche Industriestaaten geschaffen werden, werden nicht behoben. Stattdessen werden die deutschen und europäischen Grenzen blutig verteidigt und autoritäre Regime durch (Wirtschafts-)Kooperationen und Waffenlieferungen unterstützt.

Es gibt keinen Krieg, in dem nicht auch patriarchale Gewalt systematisch verwendet und gleichzeitig im Inneren verstärkt wird. Sie ist ein zentrales Mittel der Kriegsführung. Die Allgegenwärtigkeit von gezielter Gewalt gegen Frauen und Queers im Krieg entspringt der gleichen patriarchalen Logik wie das Besitzdenken, das hinter Femiziden steht.

Patriarchale Gewalt ist allgegenwärtig und hat System. Jeden zweiten Tag gibt es in Deutschland einen Femizid. Selbst diese tödliche Form von Gewalt ist für gewöhnlich nur eine Randnotiz in den Lokalnachrichten – Bielefeld ist da keine Ausnahme. Diese Taten werden als Einzelfälle und Beziehungstaten abgetan, obwohl die Gewalt System hat und tief im Patriarchat verankert ist.

Antifeminismus, Nationalismus, Trans- und Queerfeindlichkeit gehen Hand in Hand. Die organisierten Angriffe auf CSDs im letzten Sommer, der Versuch der Vereinnahmung des Begriffs Pride Month als Stolzmonat, sowie die Hetze gegen das Selbstbestimmungsgesetz sind nur einige Beispiele hierfür. Bedingt wird dies auch durch den Erfolg der Rechten in den sozialen Medien. Dort schaffen sie es traditionelle heteronormative Rollen zu beleben und den Dienst für Vaterland und Nation zu bejubeln. Die privaten Unternehmen, die hinter den Plattformen stehen, unterstützen dies und profitieren davon.

Eins muss klar sein: (Queer-)feministische Kämpfe können sich auf Staat und Parteien nicht verlassen. Der Staat rüstet auf, im Inneren und im Außen. Diejenigen, die sich dem aktiv entgegenstellen, bedroht der Staat mit enormer Repression.

Es liegt an uns, die Erfolge und Kämpfe der letzten Jahre zu verteidigen, uns zu organisieren und gemeinsam eine Welt aufzubauen, in der wir alle frei und selbstbestimmt leben können.

Nicht nur in harten Zeiten stehen wir zusammen und kämpfen feministisch für ein gutes Leben für alle. In unseren Kämpfen gibt es Platz für alle, die die Utopie einer solidarischen und befreiten Gesellschaft teilen. Niemand bestimmt, wer wir sind und wie wir zu lieben und leben haben – außer uns selbst.

Lasst uns am 08. März gemeinsam auf der Straße feministisch kämpfen!

 

Feministisch Feiern am 9. März 2024

Wechselnde DJs | Show | Tomboyla | Spektakel
Einlass 20:00 Uhr | Musik ab 21:00 Uhr
Gemeinsam wollen wir die Erfolge feministischer Kämpfe feiern!
Dazu laden wir ein: Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Personen.
Keinen Zutritt haben Nazis, Polizist*innen, Soldat*innen und Mitarbeiter*innen von anderen Repressionsbehörden.
 

Wir wünschen uns einen Raum, in dem ein achtsames und ausgelassenes Miteinander möglich ist.

Bitte kommt getestet.

AJZ Bielefeld
Heeper Str. 132, 33607 Bielefeld

Demoroute 8. März 2024

18 Uhr am Rathaus (Kundgebung) – über Rathausstraße zum Theater am Alten Markt – über Niedernstraße zum Jahnplatz (Kundgebung) – über Bahnhofstraße und Arndtstraße zum Emil-Groß Platz/Moccaklatsch (Kundgebung) – über Mindener Str., Jöllenbecker Str. und Bahnhofstr. zum Hauptbahnhof (Kundgebung)

 

Aufruf 8. März 2024

Heraus zum 8. März!

Seit 1921 gehen weltweit Menschen am 8. März zum internationalen feministischen Kampftag auf die Straße! Aus den Protesten für das Wahlrecht von Frauen ist eine Bewegung entstanden, die stark, laut und entschlossen gegen Patriarchat und Kapitalismus kämpft!

Unsere Kämpfe sind nach wie vor vielfältig.

Wir fordern immer noch körperliche Selbstbestimmung, sowie sichere und legale Möglichkeiten für Schwangerschaftsabbrüche. Während stärker werdende konservative und rechte Bewegungen die erkämpften Rechte zerstampfen, werden emanzipatorische Bewegungen immer flächendeckender kriminalisiert. Weg mit § 218, weg mit der Kriminalisierung von Abtreibungen! Her mit der Sicherstellung des freien, zuverlässigen und sicheren Zugangs zu Schwangerschaftsabbrüchen für Alle, sowie freiem Zugang zu geschlechtergerechteren Verhütungsmitteln.

Ein Erfolg von trans*, inter* und nicht-binären Aktivist*innen und ihren Verbündeten ist die längst überfällige Abschaffung des sogenannten “Transsexuellengesetzes“. Auch, dass ein Stück mehr Selbstbestimmung hinsichtlich des eigenen Geschlechts endlich in Aussicht steht. Es fehlen jedoch Maßnahmen gegen transfeindliche Gewalt.

Wir halten fest: Unser Feminismus ist transinklusiv!

Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Diese Femizide werden meist als “Beziehungstat“ oder ”Verzweiflungstat“ entpolitisiert. Im vergangenen Jahr wurde eine junge Frau in Bielefeld von ihrem Kollegen getötet, sein Grund: Sie hatte ihn zurückgewiesen.

Patriarchale Gewalt zeigt sich überall. Die Institution Bethel hat über Jahre hinweg sexuellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt eines Arztes an Patientinnen vertuscht und ganz aktiv Täterschutz betrieben. Die Beteiligten erfahren nach wie vor keine Konsequenzen, außer die Betroffenen, die von allen Seiten allein gelassen werden – Auf Polizei und Staat ist auch hier kein Verlass!

Volle Solidarität mit allen Betroffenen sexualisierter Gewalt!​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

Global gesehen spielt patriarchale Gewalt in jedem Kriegsgeschehen eine Rolle. Sexualisierte Gewalt ist nach wie vor ein verbreitetes Kriegs- und Propagandamittel. Unsere Solidarität gilt allen Zivilist*innen, die von Kriegen betroffen sind, und den weltweiten feministischen Kämpfen.

Die Kämpfe um geschlechtliche und körperliche Selbstbestimmung interessieren hierzulande in Medien und Politik nur, wenn es um ein Land geht, an dem geopolitische Interessen bestehen. Während sich die Bundesrepublik als Vorreiterin einer sogenannten “feministischen Außenpolitik” inszeniert, wird das Asylrecht weiter verschärft, feministische Freiheitsbewegungen kriminalisiert und mit autokratischen Systemen wirtschaftlich und politisch kooperiert.

Organisieren wir uns gemeinsam gegen patriarchale, queer- und transfeindliche Gewalt!

 Lasst uns gemeinsam gegen diese Scheiße, gegen Patriarchat und Kapitalismus und für ein solidarisches Miteinander auf die Straße gehen!

In dem vorderen Teil der Demonstration wollen wir einen Bereich für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans* und agender Personen (FLINTA*) schaffen, weshalb dort cis Männer nicht erwünscht sind. (Cis-Männer sind Männer, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet wurde, und die sich mit dem männlichen Geschlecht identifizieren.) Im hinteren Teil der Demonstration (hinter dem Lauti/Wagen) sind alle willkommen.

National- und Parteifahnen haben auf dieser Demo keinen Platz. Die Demo soll nicht für die Austragung politischer Konflikte genutzt werden, für die es andere Räume braucht und andere Räume geschaffen werden müssen.

 

Stellungnahme zu Angriffen auf Demo

Als wir am 11.03 zum feministischen Kampftag auf die Straße gingen, gab es zu erwartende Angriffe auf die Demo, unsere Forderungen und unsere Körper. Das immense Ausmaß der Gewalt hat uns an diesem Tag jedoch extrem schockiert und wütend gemacht, so dass Einzelne dies hier in Worten fassen.

Wir haben unserer Wut Luft gemacht, deutlich gemacht, dass gesellschaftliche Emanzipationskämpfe nicht ohne Feminismus möglich sind und welche aktuellen feministischen Kämpfe in Bielefeld, Deutschland und weltweit geführt werden müssen.

Die Demonstration wurde von Anfang an von mindestens einem Polizisten in zivil begeleitet, welcher sich im Verlauf der Demo wiederholt agressiv und eskalativ den Demoteilnehmenden gegenüber gezeigt hat und vor allem zum Ende von seinen Kamerad*innen zurückgehalten werden musste.

Als wir dann zum Ort der Abschlusskundgebung kamen, trafen wir auf eine zunehmende Zahl von offensichtlichen Arminia Bielefeld Fans. Nach dem „Männerfußball“-Spiel waren viele von Ihnen auf dem Weg zum Bahnhof. Großteils auch besoffen. Männer in Gruppen und dies noch alkoholisiert. Eine beschissene Kombi, die wir auch direkt spüren mussten. Allein unsere Anwesenheit war ausreichend für diverse Typen, die Demo und Demoteilnehmende verbal und körperlich anzugreifen. Diese Angriffe bewegen sich zwischen übelsten sexistischen Beleidigungen, Bespucken und Schubsen.

Die Polizei reagierte in diesem Moment agressiv und eskalierend gegenüber der Demo-Moderation und Versammlungsleitung. Statt die Veranstaltung zu schützen und die Angriffe auf diese zu verhindern, regten sich die Cops über die Demo-Moderation auf, die die Angriffe kritisch kommentierte, und drohten in den Bulli zu stürmen. Auch sonst waren die Cops mehr daran interessiert die Fußballfans zu schützen, als gegen diese vorzugehen. Nicht, dass wir einen Eingriff der Polizei gutheißen, aber es war deutlich zu sehen, mit wem die Cops männerbündisch verbandelt waren. Zusätzlich wurde die Beziehung zu agressiven Fußballfans und der Polizei deutlich, als parallel zu diesen Situationen sich einige Arminia-Fans und Cops über das Wohlbefinden ihrer Familien und den Spielausgang ausgetauscht und bestehende Verabredungen bestätigt haben. Dabei war es kein Problem, dass aus dem Gemenge dieser Typen gleichzeitig verbale und körperliche Angriffe kamen. Stattdessen mussten wir uns von einem Polizisten anhören, dass die Fans nicht so zickig wie wir seien. Achso, ok. Das erklärt natürlich auch, warum dann sexistische Beleidigungen ok sein sollen. À la „Stellt euch doch nicht so an“. Zum Kotzen!

Diese körperlichen und verbalen Angriffe, diese gesamte Eskalation von Seiten der Polizei und Fußballfans ist Ausdruck der gewaltvollen patriarchalen Verhältnisse, in denen wir leben! Diese Unterdrückungsverhältnisse und damit auch die Angriffe werden von weiten Teilen der Dominanzgesellschaft ausgeübt oder mitgetragen. Schämt Ihr euch nicht? Leute, wie peinlich ist das eigentlich eine Demo zu Selbstbestimmung anzugreifen? Dass ihr es nicht ertragen könnt, dass sich FLINTA auch mal Platz nehmen?! Wie fragil ist eure Männlichkeit?

Wir lassen uns von solchem Mackergehabe und Angriffen weder von Staat, Polizei, Fußballfans oder auch innerhalb der Linken beeindrucken und organisieren uns weiter laut, stark und gemeinsam gegen patrichale, queer- und transfeindliche Gewalt und kapitalistische Ausbeutung, hier und überall!

Für körperliche Selbstbestimmung und feministischen Selbstschutz!

Falls es Rückmeldungen zur Demo gibt oder ihr eure Erfahrungen teilen wollt oder euch Unterstützung wünscht, dann schreibt uns doch gerne eine E-Mail an frauen_queerstreik_bi@riseup.net oder eine DM bei Insta an feministischkaempfen.bi.

Aufruf 2023

Seit 1921 wird der internationale feministische Kampftag am 8. März begangen, der erstmals 1911 von der II. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz ausgerufen wurde. Auch wenn mit dem Wahlrecht der Frau eine der zentralen Forderungen der Proteste von 1911 erreicht worden ist, streiten wir weiter gegen die allgegenwärtige kapitalistische Ausbeutung und patriarchale Gewalt.

Gesellschaftliche Emanzipationskämpfe können und dürfen nicht ohne Feminismus gedacht werden.

Am 13.9. wurde Jina Mahsa Amini von der iranischen sogenannten „Moralpolizei“ ermordet, weil sie sich den ideologischen Moralvorstellungen einer repressiven staatlich-patriarchalen Gewaltherrschaft widersetzt hat. Die dadurch losgetretenen und nach wie vor anhaltenden Proteste gegen Herrschaftsstrukturen und für Selbstbestimmung richten sich auch konkret gegen das islamistische Mullah-Regime, das darauf mit exzessiver Gewalt reagiert .

Es wird auch wieder deutlich: Die Kämpfe um geschlechtliche und körperliche Selbstbestimmung interessieren nur, wenn es um ein Land geht, an dem geo-politische Interessen bestehen. So wird die Unterdrückung der Jesid*innen ebenso ignoriert wie die Kämpfe der kurdischen Frauen, im Gegenteil – gerne unterstützt man von Deutscher Seite aus die Türkei in ihren Angriffen auf die kurdischen Gebiete und beteiligt sich aktiv an der Verfolgung der Aktivist*innen durch die Kriminalisierung der kurdischen Bewegung in Deutschland. Die Abschaffung von § 129b StGB kann nur der Anfang sein!

In den USA und Großbritannien greifen Bündnisse aus Gender-Kritiker*innen, Konservativen und Rechten aller Coleur die Rechte und die Existenz von trans Personen an. Nicht zufällig werden in den USA gleichzeitig bereits erkämpfte Rechte wie der Zugang zu legalen und sicheren Abtreibungen eingeschränkt. Damit müssen wir uns auch in Deutschland rumschlagen: Es reicht nicht §219a StGB abzuschaffen! Weg mit § 218, weg mit der Kriminalisierung von Abtreibungen! Vor allen Dingen: Her mit der Sicherstellung des freien, zuverlässigen und sicheren Zugangs zu Schwangerschaftsabbrüchen für Alle!

Es ist ein Erfolg der trans und inter Bewegung und ihrer Genoss*innen der letzten Jahre, dass ein Selbstbestimmungsgesetz und die längst überfällige Beseitigung des sogenannten Transsexuellengesetzes endlich in Aussicht sind. Dieser muss vehement gegen vermeintliche Frauenschützer*innen verteidigt werden! Es ist unerträglich, wenn Feminismus und geschlechtliche Selbstbestimmung gegeneinander ausgespielt werden. Dass sich Attacken auf queere Personen häufen, ist kein Zufall. So starb in Münster der trans Mann Malte, nachdem er zwei lesbische Frauen gegen einen queerfeindlichen Angriff verteidigte.

In Deutschland ermordet etwa jeden dritten Tag ein Mann seine Partner*in. Bethel hat in Bielefeld über Jahre hinweg sexuellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt vertuscht und aktiv Täterschutz betrieben – nach wie vor ohne Konsequenzen für die Beteiligten! Außer natürlich für die Betroffenen, die von allen Seiten allein gelassen werden. Diese Fälle zeigen auch mal wieder: Auf Polizei und Staat ist für Betroffene von Gewalt kein Verlass!

Organisieren wir uns gemeinsam gegen patriarchale, queer- und transfeindliche Gewalt!

Lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen!

Solidarisch gegen Patriarchat und Kapitalismus!

Für körperliche Selbstbestimmung für alle überall!

In dem vorderen Teil der Demonstration wollen wir einen sicheren Bereich für Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre, trans und agender Personen (FLINTA+) schaffen, weshalb dort cis-Männer (also Männer, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet wurde, und die sich mit dem männlichen Geschlecht identifizieren) nicht erwünscht sind. Im hinteren Teil der Demonstration (hinter dem Lautiwagen) dürfen alle mitgehen, die es möchten. Tragt gerne weiterhin Maske!